Tag 5 - Donnerstag, 11.10.01

Von Karlstadt nach Kahl

Hinter einer der schönsten Ortsilhouetten entlang des Mains öffnet sich dem Karlstadtbesucher eine fränkische Stadt von besonderem Reiz. Die behutsame, aber durchgreifende Erneuerung der um 1200 "vom Reißbrett" gegründete Altstadt macht diese nicht nur zu einem Wallfahrtsort für Stadtsanierer, sondern erschließt jedem Gast ein einmaliges, geschichtsträchtiges Bauensemble. Nahezu unverändert hat sich hier der Ortskern einer stauferzeitlichen Stadt erhalten, deren Glanzpunkte die romanisch-gotische Stadtpfarrkirche, das Rathaus von 1422, die Tore und Türme der Stadtbefestigung und die behäbigen Bürgerhäuser mit ihren oft aufwendigen Fachwerkfassaden bilden. Eingewoben in einem Kreis von Sagen und Legenden aus den Anfängen würzburgisch-fränkischer Geschichte, überragt die Ruine der Karlsburg jenseits des Mains das Auf und Ab der gestaffelten Giebel.

In den letzten Tagen schlug das kühle Regenwetter in einen fantastischen Altweibersommer um. Der Wetterbericht sagt uns noch für zwei Tage anhaltendes schönes Wetter voraus. Von Karlstadt bis zum Mainspitzdreieck auf dem Maintalweg sind es noch gute drei Tagesetappen. Wir treffen die Entscheidung abzukürzen und die Mainschleife zwischen Lohr am Main und Aschaffenburg nicht zu fahren, um insgesamt 70 Kilometer zu sparen und somit einen Tag früher in Mainz anzukommen

Von Karlstadt geht es nun über Gemünden nach Lohr am Main. Etwas schweren Herzens verlassen wir den Maintalweg und fahren auf der B26 in Richtung Aschaffenburg weiter. Hinter Lohr geht es erst mal so richtig über 15km den Spessart hinauf, teilweise schieben wir unsere Räder. Nur was hinauf geht, geht auf der anderen Seite wieder hinunter. Erst oben auf dem Scheitelpunkt angekommen laufen die Radl bis nach Aschaffenburg fast von alleine. Der Verkehr auf der Bundesstraße hält sich in Grenzen, dies mag wohl daran liegen, dass Lkw bergauf und bergab, bedingt durch die starke Steigung eine gedrosselte Geschwindigkeit fahren müssen.

Nach 5 Stunden Fahrzeit und 88,2 Kilometern erreichen wir den CPL "Am See Freigericht Ost" Kahl am Main. Die erste bis heute bekannte urkundliche Erwähnung Kahls führt ins Jahr 1282 zurück. In diesem in lateinischer Sprache verfassten Dokument aus Pergament wird Kahl als "Calde" bezeichnet. Dieser Name entwickelte sich im Althochdeutschen aus der frühesten Ortsbezeichnung "Kaldaha". Das bedeutet soviel wie "Ort am kalten Wasser" (aha = Wasser). Nach bisherigen Geschichtskenntnissen erfolgte die Ortsgründung um 800 n. Chr. Neueste Grabungen im nordöstlichen Gemarkungsbereich zeugen jedoch davon, dass es bereits auch zu früheren Zeiten Besiedlungen gab.

Um die Jahrhundertwende stieß man bei Probebohrungen auf riesige Braunkohle-Vorkommen, die aus dem einfachen Dorf eine große, florierende Gemeinde machten. Als 1932 die abbaufähigen Kohlevorräte erschöpft waren, bedeutete dies das Ende der Kahler Braunkohle-Ära. Ein Teil der Tagebauten blieb offen, und die Abbaugruben füllten sich allmählich mit Wasser. Einige Jahrzehnte wurde hier noch Sand und Kies abgebaut. Heute bilden die ehemaligen Gruben eine Vielzahl von Seen, die als die "Kahler Seenplatte" weithin bekannt sind. Für unsere Radtour bedeutete dies, dass wir am 11.10.01 die Badesaison in Kahl beendet haben. Und wieder die Fragen der Wohnwagen- und Wohnmobilbesitzer. Ist es nicht zu kalt zum Zelten? Ist es vor allem nicht zu kalt zum Baden?

Tom´s Outdoor Page ..... mehr als ein Urlaub unter Palmen!